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Wahre Ökumene. Die Seeleute bekamen Angst und jeder schrie zu seinem Gott um Hilfe. Sie warfen sogar die Ladung ins Meer, damit das Schiff leichter wurde. Jona war in den untersten Raum des Schiffes …Mehr
Wahre Ökumene.

Die Seeleute bekamen Angst und jeder schrie zu seinem Gott um Hilfe. Sie warfen sogar die Ladung ins Meer, damit das Schiff leichter wurde. Jona war in den untersten Raum des Schiffes hinabgestiegen, hatte sich hingelegt und schlief fest. Der Kapitän ging zu ihm und sagte: Wie kannst du schlafen? Steh auf, ruf deinen Gott an; vielleicht denkt dieser Gott an uns, sodass wir nicht untergehen.

In diesem Text haben wir wohl das älteste Zeugnis eines „ökumenischen“, eines überkonfessionellen, vielleicht sogar religionsübergreifenden Gebetes. „Jeder schrie zu seinem Gott ..... ruf deinen Gott an, vielleicht denkt dieser Gott an uns.“ Auf so einem Schiff war das friedliche Zusammenleben verschiedener Religionen im Ernstfall lebens-, ja überlebensnotwendig. Damals hatte jedes Volk seine eigenen Götter, und die Juden jenen einen, einzigen Gott, neben dem es keine anderen Götter gibt.

Stehen wir in der Ökumene nicht immer noch irgendwie in dieser Situation. Viele Religionen haben ihren Gott, ihre Götter. Wir Christen haben den einen, einzigen Gott, neben dem es keine anderen Götter gibt. Dass wir gemeinsam jeder zu seinem Gott schreien, das ist legitim, das ist vielleicht sogar notwendig, wenn wir nicht in Religionskriegen untergehen wollen. Was wir aber nicht dürfen, ist so zu tun, als sei es schlussendlich gleichgültig, zu welchem Gott man betet, als seinen all diese verschiedenen Götter das Gleiche. Jeder rufe zu seinem Gott, im vollen Bewusstsein, dass einem wirklich gemeinsamen Gebet zu einem wahrhaft gemeinsamen Gott noch viel, sehr viel im Wege steht.

Etwas anderes ist es, wenn innerhalb einer Religion, zum Beispiel bei uns Christen, die verschiedenen Konfessionen gemeinsam beten. Hier beten wir zum gleichen, einen und einzigen Gott. Umso schmerzlicher ist hier die Trennung in Konfessionen, in Gruppen und Grüppchen, die jede ihre eigene Vorstellung von diesem Gott, von seiner Offenbarung und von seinem Willen hat. Wir dürfen und müssen gemeinsam zu diesem einen und einzigen Gott beten. Was wir aber nicht dürfen, ist so zu tun, als seien die verschiedenen Vorstellungen und die daraus hervorgegangenen und immer wieder hervorgehenden Spaltungen und Trennungen belanglos, als entspreche dies dem Willen Gottes. Dieses gemeinsame Gebet muss das Salz in der Wunde der Trennung bleiben, das uns aufrüttelt. Es darf nie zum Beruhigungsmittel werden, das es uns erlaubt, uns damit abzufinden.

Jede wahre Ökumene verlangt Toleranz. Wahre Toleranz aber ist nie Gleichgültigkeit. Wahre Toleranz gibt es nur auf dem Boden jener eigenen Überzeugung, die zwar die Überzeugung des anderen achtet, das Gute und Wahre darin sucht, aber nicht aus falscher Rücksicht die eigene Überzeugung verschweigt oder gar leugnet. Eine solche Toleranz wird dann auch einerseits nie vom andren fordern, seine Überzeugung aus Rücksicht auf die eigene zu verschweigen oder gar zu leugnen, und andererseits auch nie Einheit fordern und gemeinsames Handeln, solange grundlegende Meinungsverschiedenheiten dies verhindern.

Wahre Ökumene ist also nicht zuerst das Streben nach gemeinsamem Handeln, sondern das gemeinsame Streben nach Wahrheit. Deshalb darf in der Ökumene die Gottesfrage nie vernachlässigt oder gar ausgeklammert werden. Deshalb ist das wahre ökumenische Gebet immer die Bitte um den Heiligen Geist, dass er uns immer tiefer den „wahren Sinn der Schrift“ erschliesse, damit wir wieder in dem einem und einzigen Glauben zusammenwachsen.
Ein einziger Glaube ist und bleibt das Ziel der Ökumene. Gott geben uns die Weisheit und die Kraft, in dieser Ökumene alles zu meiden, was die Trennungen im Endeffekt nur noch weiter zementiert, und sei es noch so gut gemeint.

lg
Hiti (http://www.gottliebtuns.com)