Queen Elizabeth II. traf erstmals Papst Franziskus

Die britische Königin Elizabeth II. ist am Donnerstag mit Papst Franziskus im Vatikan zusammengetroffen. Die private Begegnung in einem Nebenraum der Audienzhalle dauerte insgesamt eine halbe Stunde.

Begleitet wurde Elizabeth II., zugleich Oberhaupt der anglikanischen Staatskirche, von ihrem Ehemann Prinzgemahl Philip, dem Duke of Edinburgh. Nach einem halbstündigen Gespräch überreichte die Queen, mit lila Mantel und passendem lila Hut bekleidet, Papst Franziskus einen Korb mit Bio-Produkten aus königlichen Anwesen, darunter eine Flasche schottischer Whisky, Marmelade und Honig.

Queen Elizabeth II. und Papst Franziskus

Reuters/Stefano Rellandini

Queen Elizabeth II. und Papst Franziskus

Der Papst überreichte ihr ein Dekret Papst Innozenz’ XI. von 1679, mit dem dieser den englischen König Eduard den Bekenner (1004 bis 1066) für den 9. Oktober in den liturgischen Kalender der katholischen Kirche aufnimmt. Eduard, auf den die Gründung von Westminster Abbey zurückgeht, wird als Patron der englischen Könige verehrt.

Geschenk für „Royal Baby“

Für das „Royal Baby“ Prinz George, den Urenkel der Queen, gab Franziskus seinen Besuchern eine Art kleinen Reichsapfel mit, eine Lapislazuli-Kugel mit einem aufgesetzten Kreuz. George, erstes Kind von Prinz William und Herzogin Catherine, war am 22. Juli zur Welt gekommen.

Das Gespräch wurde nach Auskunft von Vatikan-Sprecher Federico Lombardi auf Wunsch beider Seiten bewusst „unförmlich und vertraut“ gehalten. Kontroverse Themen gibt es dabei zwischen beiden Kirchen zuhauf, darunter der liberale Umgang der anglikanischen Kirche mit Homosexualität und der Weihe von Frauen zu Priestern, die Rom rundweg ablehnt. Keine Sympathie bringt Rom zudem der Einführung der Homo-Ehe in England und Wales unter der Regierung von Premierminister David Cameron entgegen. Ungeachtet der Differenzen unterhält Franziskus jedoch freundschaftliche Bande zum Erzbischof von Canterbury, Justin Welby, der die rund 80 Millionen anglikanischen Christen faktisch anführt.

„Entschuldigung, dass wir Sie warten ließen“

Mit leichter Verspätung war die 87-jährige Monarchin über die abgesperrte Via della Conciliazione in den Vatikan eingefahren. Entlang der Route hatten sich Tausende Schaulustige eingefunden. Zuvor hatte Elizabeth II. mit Italiens Staatspräsident Giorgio Napolitano an dessen Dienstsitz im Quirinalspalast zu Mittag gegessen. Medienberichten zufolge entschuldigte sich die Königin mit den Worten: „Entschuldigung, dass wir Sie warten ließen; wir hatten einen sehr angenehmen Lunch.“

Das Treffen mit der Queen fand nicht im Apostolischen Palast statt, sondern in der Aula Nervi unweit des Gästehauses Santa Marta, in dem Franziskus wohnt. Vor einer Woche hatte der Papst im Apostolischen Palast US-Präsident Barack Obama empfangen.

Schon das fünfte Papst-Treffen

In der über 60-jährigen Amtszeit der Queen war Franziskus der fünfte Papst, den sie persönlich traf, wie Radio Vatikan am Mittwoch berichtete. Elizabeth ist das nominelle Oberhaupt der anglikanischen Kirche. Die Church of England ist die größte Glaubensgemeinschaft Großbritanniens. Rund 25 Millionen Menschen in England, auf den Kanalinseln und der Isle of Man gehören ihr an.

Queen Elizabeth II. wird auf dem Flughafen von Kardinal Francesco Canalini begrüßt

APA/EPA/ANSA/Angelo Carconi

Queen Elizabeth II. wird von Kardinal Francesco Canalini begrüßt

1951 reiste die damalige Kronprinzessin Elizabeth zu Pius XII. in den Vatikan. Dieser Besuch wurde allerdings von der nationalen Presse mit viel Kritik kommentiert. 1961 suchte die Queen, wenige Wochen bevor das Konzil eröffnet wurde, Johannes XXIII. im Vatikan auf. Nach einem 30-minütigen Gespräch betonten beide, dass das Verhältnis zwischen Großbritannien und dem Vatikan nie herzlicher gewesen sei.

Paul VI. und Johannes Paul I. traf die Monarchin nicht. Die Königin und Papst Johannes Paul II. begegneten sich gleich mehrere Male. So besuchte Johannes Paul die Queen 1982 als erster römischer Papst in Großbritannien. Benedikt XVI. reiste 2010 nach Großbritannien. Er traf im schottischen Edinburgh die Regentin aus dem Hause Windsor.

religion.ORF.at/APA/dpa/KAP/AFP

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