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Panorama Katholische Kirche

Sogar Wiens Kardinal lobt Conchita Wurst

Phönix aus dem Garten Gottes: Conchita Wurst beim ESC-Sieg in Kopenhagen Phönix aus dem Garten Gottes: Conchita Wurst beim ESC-Sieg in Kopenhagen
Phönix aus dem Garten Gottes: Conchita Wurst beim ESC-Sieg in Kopenhagen
Quelle: AFP
Die bärtige ESC-Siegerin steht auch für „Gottes faszinierendste Idee“, findet Erzbischof Christoph Schönborn. Der Kirchenmann fordert Respekt für Conchita Wurst. Neue schrille Töne kommen aus Moskau.

Zuspruch von ungewohnter Seite: Der katholische Wiener Kardinal Christoph Schönborn freut sich über den Sieg von Dragqueen Conchita Wurst beim Eurovision Song Contest (ESC). Es gebe im Garten Gottes eine „bunte Vielfalt“, sagte Schönborn dem österreichischen Blatt „Heute“. Auch jene Menschen, die sich in ihrem Körper nicht zu Hause fühlten, verdienten „den Respekt, auf den wir alle ein Recht haben“.

Zur Geschlechteridentität erklärte der 69 Jahre alte Wiener Erzbischof, er empfinde es als eine „wunderbare Idee“ des Schöpfers, dass er den Menschen als Mann und Frau geschaffen hat. Aus dieser Polarität und wechselseitigen Ergänzung ergebe sich Anziehung, „Sich-nach-einander-Sehnen“, aber auch das „Miteinander-Ringen“. Im Kontext der Schöpfung sei das „Gottes faszinierendste Idee“. Demnach ist die faszinierende Idee auch in Conchita Wurst verkörpert.

Die mildherzige Reaktion der katholischen Kirche überrascht ein wenig. Gegenüber Homosexualität hatte die Kirche und auch Schönborn stets eine harte Haltung gezeigt. Die russisch-orthodoxe Kirche hatte gleich heftige Kritik am Ausgang des ESC geübt.

„Toleranz ist ein wichtiges Thema“

Conchita Wurst hatte am Samstag in Kopenhagen mit dem Lied „Rise like a Phoenix“ den Song Contest gewonnen. Hinter der Kunstfigur, die mit Bart und Frauenkleidern auftritt, verbirgt sich der 25-jährige Travestiekünstler Thomas Neuwirth aus Österreich.

Das Thema Toleranz, unter das Conchita Wurst ihre Performance gestellt habe, ist nach den Worten des Kardinals „ein reales, ein großes Thema“. Menschen wie er müssten viel Spott, Gemeinheit und Intoleranz erfahren. Toleranz heiße jedoch letztlich, „jemand anderen zu respektieren, auch wenn man seine Überzeugungen nicht teilt – und in diesem Sinn brauchen wir alle Toleranz“.

In der Kirchensendung „Das Wort zum Sonntag“ wird Wurst ebenfalls ein Thema sein. Pastorin Nora Steen aus Hildesheim wird an diesem Samstag darüber sprechen, was der Sieg von Conchita Wurst für unser Bild von Mann und Frau bedeutet, meldet die ARD.

Auch der britische Superstar Elton John, 67, und sein Partner David Furnish haben der Überraschungssiegerin gratuliert. Sie habe einen Blumenstrauß in ihrer Garderobe gefunden, sagte Conchita Wurst der BBC. Auf der Karte habe gestanden: „Wir lieben dich, Elton und David.“

Keine Toleranz-Parade in Moskau

Es gibt aber auch milde Kritik an Conchita Wurst. Sängerin Cher hat sich schon per Twitter an Wurst gewandt: „Zwei Tipps … Du verdienst einen schöneren Namen und eine bessere Perücke.“

Die Verwaltung der Stadt Moskau hat einen Conchita-Wurst-Toleranzmarsch des russischen Homosexuellenverbands verboten. Die für 100 Teilnehmer beantragte einstündige Veranstaltung am 27. Mai dürfe nicht stattfinden, da sie die „Moral junger Menschen gefährdet“, sagte ein Behördensprecher. Die Stadtverwaltung hatte schon 2012 beschlossen, dass Schwule und Lesben 100 Jahre lang keine „Gay Parade“ in der Metropole abhalten dürfen – „aus Sicherheitsgründen“.

DW

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