Reise durch Äthiopien :
Das waren keine Menschen, das waren Engel!

Lesezeit: 12 Min.
Ob der Glaube Berge versetzen kann, sei dahingestellt. Dass er Berge in Gotteshäuser zu verwandeln vermag, steht außer Zweifel. In Äthiopien hat er genau das und längst nicht nur das getan: Eine wundersame Reise durch eines der ältesten christlichen Länder der Erde.

Wo bleibt nun das Wunder? Soll es etwa dieses Sankt-Georgs-Kreuz da hinten sein, riesengroß zwar, imposant gewiss, aber auch nur ein Kreuz, das in eine Felskuppe gemeißelt wurde, in dreifacher Ausführung gleich als Kreuz im Kreuz im Kreuz, um der heiligen Dreifaltigkeit Genüge zu tun? Dann aber kommen wir näher, werden auf der Stelle wundergläubig und verlieren alle Zweifel, um augenblicklich an unserem Verstand zu zweifeln, weil das, was wir sehen, so ungeheuerlich, so unglaublich, so unfassbar ist: kein gemeißeltes Kruzifix, sondern eine fünfzehn Meter hohe Kirche in Form eines Sankt-Georgs-Kreuzes, die in einem einzigen Stück aus dem roten Basalt gehauen, minutiös ausgehöhlt und filigran verziert wurde - ein Gotteshaus wie eine monolithische Steinskulptur, die in ihrem Felsenkrater steht, als sei sie schon immer dort gewesen, als hätten sie die Gläubigen nur mit Hammer und Meißel wie eine göttliche Wahrheit, wie den innersten Kern aller Dinge freigelegt.

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