Panorama

92 Insassen hatten "keine Chance" Russische Tupolew stürzt ins Schwarze Meer

Retter bergen die Opfer des Absturzes aus dem Schwarzen Meer.

Retter bergen die Opfer des Absturzes aus dem Schwarzen Meer.

(Foto: imago/ITAR-TASS)

Am frühen Morgen startet eine Militärmaschine in Sotschi. An Bord ist ein russischer Militärchor auf dem Weg nach Syrien. Zwanzig Minuten später verliert die Bodenkontrolle den Kontakt. Dann werden Wrackteile im Schwarzen Meer entdeckt.

Ein russisches Militärflugzeug ist über dem Schwarzen Meer abgestürzt. Einsatzkräfte entdeckten vor der Küste der Stadt Sotschi Wrackteile der Maschine im Wasser, wie russische Nachrichtenagenturen unter Berufung auf das Verteidigungsministerium meldeten. Die Maschine war am Morgen in Adler, dem Flughafen von Sotschi in Südrussland, gestartet. Ministerpräsident Dmitri Medwedew sprach von einer "fürchterlichen Katastrophe".

An Bord des Flugzeugs Tupolew Tu-154 seien 92 Menschen gewesen, darunter 8 Mitglieder der Besatzung. Sie hätten "praktisch keine Chance gehabt", sagten Behördenquellen der russischen Agentur Interfax. Die Behörden zögerten zwar, vom Tod der Flugzeuginsassen zu sprechen. Im Meer vor dem südrussischen Ferienort Sotschi seien aber keine Überlebenden zu sehen, teilte das Militär mit. "Ein Rettungsschiff hat vier Leichen geborgen", sagte ein Sprecher später. Unter den Insassen waren auch 65 Sänger und Tänzer des Alexandrow-Ensembles, wie das russische Verteidigungsministerium am Sonntag mitteilte.

Der russische Präsident Wladimir Putin kündigte für Montag einen landesweiten Tag der Trauer um die 92 Opfer an. Er sprach den Familien und Freunden der Toten sein Beileid aus, wie der Kreml mitteilte. "Es wird eine genaue Untersuchung der Ursachen der Katastrophe geben, und es wird alles getan, um den Familien der Toten Unterstützung zu gewähren", sagte der Präsident nach Angaben der Agentur Tass. Putin ordnete die Einsetzung einer Untersuchungskommission an. 

Unterwegs zum Stützpunkt in Syrien

Der Alexandrow-Chor sollte nach Syrien fliegen, um auf der russischen Luftwaffenbasis bei Latakia ein Neujahrskonzert zu geben, meldeten russische Agenturen. Auch neun Journalisten seien in der Maschine gewesen. Der Kontakt zu dem Flugzeug sei etwa zehn Kilometer nach dem Start über dem Meer abgerissen. Präsident Wladimir Putin wurde nach Angaben seines Sprechers Dmitri Peskow über den Vorfall informiert.

Russland kämpft seit dem Herbst 2015 im Syrien-Krieg aufseiten des Präsidenten Baschar al-Assad. Zur Versorgung der Basis Hamaimim betreibt das Verteidigungsministerium einen regen Luftverkehr. Dabei werden auch alternde Zivilflugzeuge wie die Tupolew eingesetzt. Anfang Mai hatte das Militär den Stardirigenten Waleri Gergijew und sein Orchester zu einem Konzert in die syrische Wüstenstadt Palmyra geflogen.

Soldatenchor mehrfach ausgezeichnet

Das Alexandrow-Ensemble ist ein mehrfach ausgezeichneter Soldatenchor, der bereits 1928 gegründet wurde. Gründer war Alexander Alexandrow, der 1943 die Nationalhymne der Sowjetunion komponierte. Alexandrow starb 1946 in Berlin bei einer Auslandstournee mit seinem Chor. Das ursprünglich aus einem Dutzend Soldaten bestehende Ensemble ist mit den Jahren größer geworden.

Zu dem Chor haben sich ein Orchester und eine Tanzgruppe hinzugesellt. Es ist inzwischen das größte Militär-Künstlerensemble Russlands. Zum Repertoire gehören überwiegend Kirchenlieder sowie traditionelle russische Volkslieder und -tänze. Es handelt sich um Lieder russischer Komponisten, klassische Werke russischer und ausländischer Komponisten, aber auch um weltbekannte Meisterwerke der Popmusik.

Quelle: ntv.de, sba/jug/dpa

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