Freitag, März 02, 2012

Kommunion als Gesellschaftliches Ereignis, die 845.

Priester, der einer lesbischen Frau Kommunion verweigerte, soll aus Erzdiözese entfernt werden . Nun, die Wut der Dame kann ich ein wenig verstehen, handelte es sich hierbei schließlich um die Beerdigung ihrer Mutter. Jedoch hat dieselbe Dame zuvor dem Priester deutlich gemacht, daß sie, äh, praktiziert und da auch auf das Urteil der Kirche pfeift.

Ich habe hierzu vor einigen Wochen mal was auf fb geschrieben und denke, daß es auch hier paßt:

Sprechen wir doch mal eine ehrliche Sprache. Es geht doch, wenn man von "Ausgrenzung" spricht, hier um das "geschwisterliche" Mahl, was wir jeden Sonntag gemeinsam halten. Dieses Mahl, wo, ich weiß nicht aus welchem Grund, ihm ein derart gemeinschaftlicher Akt angedichtet wird, so daß es ausgrenzend sei, Wiederverheiratete oder Homosexuelle davon auszuschließen. Ist es denn wirklich so?

Es gab Zeiten, da wurde vor dem Empfang der Kommunion folgendes gesagt: "Wer HEILIG ist, der trete hinzu, wer es nicht ist, tue Buße". Die Heilige Eucharistie ist etwas, was man nur im Stand der Gnade empfangen darf. Und ja, viele wissen das gar nicht mehr, was ein Jammer und letztlich die Wurzel des Übels ist. Natürlich, wenn jeder, der fremdgeht, der flucht, der im Suff nicht mit dem Respekt, den es fordert, vom Allmächtigen spricht, kurz: wenn jeder SÜNDER (jawoll!) ohne vorher es zu bereuen und zu beichten nach vorne läuft, dann fragt man sich, ob das nur noch ein gemeinschaftsmahl ist und dann könnten doch auch andere Sünder hervortreten.

Aber das ist nicht Lehre der Kirche und nicht sinn der Eucharistie! Die Eucharistie ist KEIN gemeinschaftliches Ereignis in erster Hinsicht, und, hart ausgedrückt, schon gar nicht mit Sündern.

Was ist also zu tun? Ich denke, eine eigene strengere Gewissenserforschung, und daß man im Zweifelsfall halt auch in der Bank sitzen bleibt, würde schon was bewirken. Es ist absolut keine Schande, sondern meiner Meinung nach sogar etwas, wovor ich tiefen Respekt habe, wenn Leute andächtig nicht die Hl Kommunion empfangen. Demut kann auch eine Brücke sein, indem man sich mit dem Wiederverheirateten Geschiedenen und dem Homosexuellen bewußt wird, daß man auch selbst grad mit Gott nicht ganz im Reinen ist und vllt mal einfach hinten sitzen bleibt.


Mehr noch: wenn DAS der Inhalt der Eucharistie ist, dann KANN der Priester, selbst wenn er denn will, nicht wider besseren Wissens die Kommunion weitergeben.

Aber es paßt in unsere Zeit. "Ich hab ein Anrecht drauf" - man hat immer ein Recht auf alles, ohne was dafür tun zu müssen. Das ist jedoch keine Freiheit, sondern eigentlich die ignoranteste Form des Egoismus.

Vielleicht wäre es hier, wie in obigen Zitat ausgedrückt, das besondere, das heilige der Eucharistie wieder zu betonen. Wenn mehr Leuten wieder klar wird, daß sie vielleicht z.Zt. es ganz, ganz ehrlich mit dem "Herr, ich bin nicht würdig" meinen, dann würde man auch bei Beerdigungen keinen Zwang empfinden, die Kommunion zu empfangen.

5 Kommentare:

Cassandra hat gesagt…

Der Priester, der uns getraut hat, sagte, auf Hochzeiten, beerdigungen etc würde er grundsätzlich keine Kommunion mehr halten. es wäre immer der wahrgenommene Zwang da, hinzugehen, auch wenn man genau weiss, dass man eigentlich nicht kann. Und um diese Situation zu vermeiden würde er das grundsätzlich nicht mehr machen. Ist wohl die Konsequenz aus solchen Szenen.

Moritz Gruber hat gesagt…

I dissent, respectfully.

Denn: Das Problem ist ja nicht, daß der Sünder nicht zur Kommunion darf. Das Problem ist, daß die Lesbe nicht einsieht, warum ihre Handlungen Sünden sind. Das ist der Punkt; an dem können wir nicht vorbei; und hier - mit besten Absichten - ein "Aber wir haben doch alle mit Sünden zu kämpfen" (so sachlich richtig das an anderer Stelle sein mag) zum Vorbeimogeln zu verwenden, ist bloß kontraproduktiv.

Auch die Lösung von @Cassandra ist keine. Denn Verweigerung der Sakramentenspendung ist eine Kirchenstrafe (juristisch nicht ganz korrekt, aber auch juristisch ist das grundsätzlich ähnlich einer Kirchenstrafe zu behandeln) und damit ist es - trotz bester Absichten - ein Unding, das auf bloßen Verdacht hin zu machen.

FingO hat gesagt…

Na ja, "respectfully" ist es nicht gerade, mir Vorbeimogeln zu unterstellen ;)

Du hast natürlich recht: Wenn einer Dame einfach nur nicht klar ist, warum Lesbe sein Sünde ist, sie jedoch ansonsten eine gläubige Katholikin ist, stimme ich Dir zu.

Wie oft ist das jedoch der Fall? Ich weiß es nicht. Im konkreten Fall - sorry, das hätte ich noch dazu schreiben müssen - war die Dame nicht mal wirklich katholisch gläubig sondern identifizierte sich mit dem Buddhismus (cf http://www.catholicvote.org/discuss/index.php?p=27899). Sie ist also noch zusätzlich eine Frau, die sich für gleiche Rechte für Homosexuelle einsetzt. Das bedeutet in heutiger Zeit oft ein Einsetzen für die Ehe unter gleichgeschlechtlichen Paaren. Und hier weiß man, wen man gegen sich hat. Man mag es nicht gut finden - weshalb man Aktivist ist - aber es braucht doch wirklich nicht Erklärungsbedarf, um zu sehen, daß man gerade mit der Organisation, die die Kommunion austeilt, nicht ganz im Reinen ist!

Da ich nicht finde, daß hier noch viel zu erklären ist, bleibe ich in solchen Fällen bei dieser Antwort. Ich bekomme desöfteren Fälle von an sich atheistischen oder zumindest nicht christlich glaubenden Leuten mit, die sich danach echauffieren, daß sie ja ausgegrenzt wären, weil man ihnen die Kommunion verweigere. Und hier wäre es wirklich mal wieder gut, darauf hinzuweisen, daß die Eucharistie kein Gesellschaftsereignis ist.

Wo Du jedoch, wie gesagt, recht hast, ist bei Menschen, die sich ansonsten katholisch sehen. Aber auch hier finde ich, daß eine gewisse Portion Demut auch vonnöten ist: Mein Vater hat vor Jahrzehnten als Protestant geheiratet. Diese Ehe wurde geschieden, ist aber nun, nach seiner Konversion zur katholischen Kirche gültig. Er wird, wenn er keinen Kirchenprozeß anstrengt, nicht mehr heiraten können. Das findet er nicht gut, er versteht es auch nicht (ich muß gestehen, daß ich es auch nicht zu 100% verstehe), aber er fügt sich dem Urteil der Kirche. Denn er weiß, daß die Kirche größer ist als er.

Moritz Gruber hat gesagt…

"Vorbeimogeln" ist ein neutrales Wort und ich habe es auf Dich nur so angewendet wie auf einen Fußballspieler, der dribbelt.

FingO hat gesagt…

Ach so, da merkt man, daß mir Fußball-Grundbildung fehlt. Ähm...