(Vatikan) Am vergangenen Sonntag, den 26. Januar ließ Papst Franziskus beim Angelus auf dem Petersplatz zwei Tauben aufsteigen. Eine Tradition, die seit Paul VI. alljährlich am letzten Januarsonntag bei der Begegnung mit der Katholischen Aktion stattfindet. Der Vatikanist Antonio Margheriti Martino beobachtete die Szene, auf die ihn Leser aufmerksam machten. Anfangs fand er den Hinweis übertrieben, doch „wenn ich den Vorfall symbolisch lesen will, hat er mich etwas alarmiert“. Hier sein Bericht:
.
Möwen und Raben töten die Tauben des Papstes: Unheilvolle Vorahnung?
Die Mauern des Apostolischen Palastes mit den Gemächern des Papstes, seiner Wohnung, sind gesegnet durch die jahrhundertelange Anwesenheit der Stellvertreter Christi, jener Männer, mit einer solchen Verantwortung, daß sie nicht beneidenswert sind. Mauern, die die Geschichte der Welt durch die Stoßseufzer der Päpste kennen. Mauern, von denen wir mit Recht annehmen dürfen, daß sie besonders geschützt sind, weil sie Petrus in sich bergen.
Doch diese Mauern sind seit einem Jahr zu Mauern wie andere geworden. Die Gnade scheint sie verlassen zu haben, gemeinsam mit dem Papst. Der Vikar Christi wohnt nicht mehr dort und auch die Tiere scheinen es zu spüren und so wurden wir Zeugen einer traurigen Szene, die Schrecken und Tränen unter den Menschen auf dem Platz auslösten.
Tauben als Symbol des Friedens
Das italienische Fernsehen zeigte die Bilder in Direktübertragung, den jährlichen Flug der weißen Tauben als Symbol des Friedens, die vom Fenster für das Angelus-Gebet der päpstlichen Wohnung aufsteigen. Oder besser müßten wir heute sagen: vom Fenster, das einmal zur Wohnung des Papstes gehörte, die aber, wie wir wissen, heute verlassen und unbewohnt ist. Aber tun wir einfach einmal so, als wäre das alles ganz normal. Als weiße Taube wird der Heilige Geist dargestellt. Das Friedenssymbol hat damit aus christlicher Sicht einen ganz besonderen Gehalt.
Mit dem Papst standen wie immer zwei Kinder der Katholischen Aktion Roms am Fenster. Traditionell läßt ein Junge oder ein Mädchen eine Taube frei, die andere – seit Paul VI. diese Initiative einführte – der Papst selbst. Die beiden aufsteigenden weißen Tauben waren eine Freude für alle Anwesenden am Petersplatz. Ihr Flug wurde bewußt oder unbewußt als gutes Omen gewertet. Die Tauben flogen oft schöne und akrobatische Bahnen, die von den Menschen mit Staunen und viel Applaus begleitet wurden. Häufig kehrte eine zurück und setzte sich auf das Fensterbrett vor dem Papst, was die Päpste zu sympathischen und humorvollen Bemerkungen veranlaßte. Johannes Paul II. sagte dazu einmal: „Der Heilige Geist in Gestalt einer Taube kehrt zurück, um zu überprüfen, ob der Papst alles gut macht.“ Benedikt XVI. sagte einmal: „Man sieht, daß der Heilige Geist beim Papst bleiben will.“
Jagdszenen: 2013 und 2014
Vor einem Jahr, knapp zwei Wochen vor Bekanntgabe des Amtsverzichts durch Benedikt XVI., vollzog sich ein erschreckenden Spektakel. Zum ersten Mal mußten die Anwesenden mitansehen, wie eine der weißen Tauben von einer Möwe angegriffen wurde. Die Taube flüchtete sich in den rettenden Schutz der päpstlichen Wohnung zurück. Vatikansprecher Pater Federico Lombardi gab nach dieser Szene bei der ersten Begegnung mit der Presse bekannt, daß die Taube durch den rettenden Flug in die päpstliche Wohnung unversehrt geblieben war. Die Möwe wagte nicht, ihr dorthin zu folgen. Die Jagdszene brachte auf beklemmende Weise die damalige Situation zum Ausdruck, die Anfeindungen und die Jagd, die auf den Papst inszeniert wurde.
2014 war alles anders. Der Papst ließ erstmals keine weiße Taube aufsteigen. Beide Tauben wurden von den Kindern freigelassen. Keine kehrte in die päpstliche Wohnung zurück. So als wollten sie damit unterstreichen, daß die Wohnung des Papstes ja verlassen, die „Heiligen Gemächer“ ja leer sind. Eine Möwe aber lauerte schon wieder und diesmal mit Erfolg. Die Taube des Friedens fand keinen Schutz mehr, die Fenster zur päpstlichen Wohnung waren geschlossen. Dort wohnt niemand mehr. Keine Gnade, kein Schutz. Die Möwe erlegte die Taube und schleppte sie in ihrem Schnabel fort.
Möwen und Raben gegen Tauben
Eine Taube wurde von einer Möwe erlegt und die andere Taube wurde von einem schwarzen Raben gejagt. Jagdszenen auf dem Petersplatz. Will man es symbolisch betrachten, dann ist es ein klares Zeichen dafür, wie die Feinde des Friedens und der Wahrheit zunehmen. Vor einem Jahr erfolgte der Angriff einer Möwe, der scheiterte. In diesem Jahr war der Angriff erfolgreich. Und der angreifenden Möwe gesellte sich mit dem schwarzen Raben, um genau zu sein, einer Rabenkrähe noch ein zweiter Feind hinzu, der Jagd auf die weißen Tauben machte und auch noch die überlebende Taube fassen wollte.
Will man in Bildern und Metaphern sprechen, dann war – um genau zu sein – bereits vor einem Jahr ein „Rabe“ mit dabei. Ein schwarzer Rabe in Menschengestalt, der Papst Benedikt XVI. zerfleischte. „Rabe“ wurde der untreue Kammerdiener genannt, der das Vertrauen des Papstes mißbrauchte und von dessen Schreibtisch, eben dort oben aus den päpstlichen Gemächern Dokumente entwendete. Der Kammerdiener wurde „Rabe“ genannt, doch die eigentlichen Raben sind bis heute unerkannt, nämlich der oder die Auftraggeber für diesen Diebstahl.
Das falsche Symbol am Petersplatz
Am Sonntag war am Petersplatz wieder die sogenannte „Friedensfahne“ zu sehen, die von der Friedensbewegung gebraucht wird. Erfinder des Symbols ist Aldo Capitini, der 1959 aus der Kirche austrat und dessen Bücher, in denen er die Gottheit Jesu Christi leugnete, wegen ihrer Häresien von der Kirche auf den Index der verbotenen Bücher gesetzt wurden. Er trug die „Fahne“ 1961 zum ersten Mal beim „Friedensmarsch“ mit. Die politische Linke bemächtigte sich schnell der „Friedensbewegung“ und ihrer Symbole, die nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil auch in der Kirche „Heimat“ fanden in einem linkskatholischen Milieu, in dem man der Meinung ist, daß das Wort „Frieden“ allein genügt und man in naiver Sorglosigkeit über die Herkunft ideologischer Strömungen nicht weiter nachdenken müsse. Mit dieser Haltung wird auch am Petersplatz diese vielfarbige Fahne gezeigt, die von ihrer Entstehung und Intention her antikatholisch ist.
Eine Fahne, die sich nur für Kenner von der fast zeitgleich entstandenen Regenbogenfahne der Homo-Bewegung unterscheidet. Bei genauem Hinsehen, ist die Farbenreihung umgekehrt, die „Friedensfahne“ hat sieben Farben, die „Homo-Fahne“ nur sechs. Die „Friedensfahne“ hat die weiße Aufschrift „Pax“, Frieden. Dennoch sind sie zum Verwechseln ähnlich und es fällt schwer, darin ein Symbol für Christus zu sehen. Die Homo-Bewegung steht in ihrer Zielsetzung für eine offene Revolte gegen die göttliche Ordnung und das Leben. Wenn aber schon die Rede von Symbolen ist, dann ist auch dieses Symbol zu erwähnen, das am Sonntag auf dem Petersplatz gezeigt wurde.
Möwen und Raben fallen über die Tauben des Papstes her. Wer „Zeichen“ lesen will, wird darin nur eine unheilvolle Vorahnung sehen können. Dennoch, wenn eine Taube getötet wurde, konnte die andere, die vom Raben attackierte, entkommen. Non praevalebunt!
Die Möwen werden im Alten Testament als unreine Tiere beschrieben, die sich auf die Opfer Abrahams stürzten, was als Vorahnung gedeutet wurde, daß die Nachkommenschaft Abrahams verfolgt werden würde. Verfolgung, die Christus denen vorhersagte, die ihm nachfolgen werden.
Einleitung/Übersetzung: Giuseppe Nardi
Bild: Messa in Latino