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Eva
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Papst an Künstler, „Wir brauchen Euch“

Ansprache im Wortlaut
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Die Hohe Musik führt das Herz zur Erkenntnis.
Yohanan
Wie soll ich mir den Dialog des Papstes mit den Künstlern der Welt erklären. Wenn der Papst in der Kunst die Wahrheit aufscheinen sieht, ist das nicht platonischer Naivität geschuldet, dass die irdischen Dinge die Urideen wiederspiegeln würden? Wie läßt sich gerade heute Wahrheit und Unwahrheit gerade in der Kunst unterscheiden? Verstehen sich die Künstler heute nicht gerade als Nicht-Botschafter …Mehr
Wie soll ich mir den Dialog des Papstes mit den Künstlern der Welt erklären. Wenn der Papst in der Kunst die Wahrheit aufscheinen sieht, ist das nicht platonischer Naivität geschuldet, dass die irdischen Dinge die Urideen wiederspiegeln würden? Wie läßt sich gerade heute Wahrheit und Unwahrheit gerade in der Kunst unterscheiden? Verstehen sich die Künstler heute nicht gerade als Nicht-Botschafter, Kunst ohne Moral, Kunst ohne Mission, Kunst um der Kunst willen. Der Platonist möchte wohl sagen, dass auch die moderne Kunst unweigerlich Wahres auszusprechen gezwungen ist.

Aber für die Kirche ist doch nicht ausgemacht, ob nicht auch der Satan in der Kunstszene mitmischt. Ok, deshalb ja der Dialog, um die Linien der Wahrheit in der Kunst zu stärken.

Woher kommt diese Bedeutsamkeit der Kunst für die Kirche? Gestern bekam der Regensburger Dom die größte freischwebende Kirchenorgel der Welt für 1,7 Millionen Euro. Warum ist die Kunst also für die westliche Kirche so bedeutsam?

Für das Judentum, das die Erwählungsgnade Gottes in seiner Geschichte trägt, steht die Welt auf drei Säulen: Lernen des Gotteswortes der Torah, Gebet, Werke der Barmherzigkeit. Das Christentum hat sich dem angeschlossen und sieht statt in der Torah in Christus seinen Bezugspunkt. Auf ihn hin sind die drei Säulen Glaube, Hoffnung, Liebe geordnet. Auch hier zunächst Hören auf Christi Wort (Glaube), Gebet (Hoffnung), Werke der Barmherzigkeit und Gebote Christi (Liebe). Daran lehnt sich auch die Struktur der Katechismen der Kirche.

Christus nun sagt, nicht was in den Menschen hineinkommt, macht ihn unrein, sondern was aus seinem Herzen herauskommt. Oder: Wer in der Wahrheit ist, hört auf meine Stimme. Das Hören des Wortes, das Lernen des Wortes Christi reicht also nicht, um ihm wohlgefällig zu sein?

Die Verwandlung des Herzens durch den Heiligen Geist, die Wiedergeburt im Heiligen Geist wird für ihn zur Voraussetzung für den wahren Gottesdienst, für das Hören und Befolgen seiner Gebote. Insofern ist er der, den Johannes der Täufer und die Profeten verheißen haben, der auf das neue Herz achtet und es verleiht.

Diese tiefgreifende Verwandlung verlangt auch mehr, verlangt den Menschen tief und eingehend anzusehen, mit wissenschaftlichen Sichtweisen und künstlerischer Intuition, zur Verbesserung des Menschengeschlechts. Dieser Beweggrund hat unsere Kulturgeschichte tief geprägt und charakterisiert.

Gegenwärtig aber sind diese psychologische Sichtweise und ihre Wurzel in Christus auseinander gefallen (Säkularisierung). Der katechetische Hintergrund mit Glaube, Liebe, Hoffnung muss als Fundament wieder ins Bewußtsein gehoben werden. Glaubenswissen hilft dem Heiligen Geist, den wir in der Hoffnung anrufen, die Liebe des Herrn und zum Nächsten in unser Herz einzusenken. Natürlich gestaltet der Heilige Geist des Herz auch beim Lernen der Worte Christi. Auch die fromme Gebetsübung bei der allgemein gültigen Opferliturgie führt zur Vereinigung mit Christus. Und die Übung der Barmherzigkeit führt unmittelbar mit Christus zusammen.

Wenn wir so wollen, Kunst sollte ein Vehikel des Heiligen Geistes sein, der uns verwandeln will.

Der Heilige Vater hat sich eine Renaissance der katholischen Weltanschauung vorgenommen. Dazu gehört der Dialog mit den Künstlern und der Welt wie auch die Stärkung der Tradition und ihrer Kontinuität in der Moderne. Danke für seinen universalen, christlichen Horizont.