Pazzo 2
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Die "Teufelspredigt" - Folge 7

Mahnung Vater Wolfs und Bericht über die Begebenheit

"O dass uns Gott behüte, dass wir nicht in solch ewige Verzweiflung geraten! O ihr alle, die ihr dieses leset oder lesen hört, o wendet doch alles an, dieser ewigen Verzweiflung zu entgehen! Ach, ich bitte euch alle, bittet Gott für mich armen großen Sünder, dass Gott mir meine großen und vielen Sünden verzeihe und mich vor der ewigen Verdammnis bewahre.

Ich muss noch einmal sagen: Wenn man einen ganzen Bogen überschreiben würde, so könnte man die Verzweiflung weder schreiben, noch sagen, noch begreifen, wie sie der verdammte Geist vorgestellt hatte.

Die besessene Person ist mit Namen Maria Anna Wirtenbergerin zu Bondorf im Schwarzwald; sie ist schon beiläufig ein Jahr zu Dornach, im Kanton Solothurn, bei der Brücke öffentlich exorziert worden. Sie ist mit Erlaubnis ihres Exorzisten nach Sachsen zum seligen Bruder Klaus wallfahrten gegangen. Bei der Heimreise ist sie bei uns über Nacht geblieben den 26. August 1811. Sie ist bei gutem Vermögen und hat alles reichlich bezahlt.

Diese Rede hat der Teufel zweimal gehalten, nämlich nachmittags und in der Nacht von 9-12 Uhr. Es war damals Montag, da er nachmittags diese Rede mit großem Ernst und Feuer gehalten hat; und da wir zu Nacht die gewöhnliche Andacht verrichtet hatten und zu Nacht gespiesen, so warfen wir uns auf unsere Knie und baten Gott, dass er wolle geben, dass der Teufel dasjenige, das er unter Tags geredet habe, nochmals zu Gottes Ehre und zu unserem Seelenheil sagen müsse. Hernach setzten wir uns auf die Stühle und sagten dem Teufel, er solle sagen, was ihm Gott zu sagen befohlen habe, nicht mehr.

Da fing der Teufel an zu reden; er hat alles zwei- bis dreimal gesprochen, was mich in den Stand gesetzt hat, so vieles von seiner Rede zu schreiben. Wir hatten dazumal viel Arbeitsvolk, und da sie dieses hörten, kamen sie alle zu uns in das Zimmer und hörten dieser Rede zu. Sie waren alle so still, dass sie sozusagen kein Glied bewegten.

Nach beendeter Rede haben wir sämtliche Gott gedankt und haben mit gebogenen Knien fünf Vaterunser und fünf Ave Maria samt dem christlichen Glauben gebetet.

Es waren an der Zahl 17 Personen zugegen. Unter diesen sind vorzüglich zu bemerken: Der hochwürdige Herr Kaplan zu Neuenkirch, Egidi Geißhüsler; Josef Büölmann zu Helfenstegen; Benedikt Zimmermann im Holzhof, die mit ihren Unterschriften bezeugen werden, was ich hier geschrieben habe.

Unterzeichnete:

Klaus Wolf zu Rippertschwand.
Egidi Geißhüsler, Kaplan zu Neuenkirch.
Josef Büölmann zu Helfenstegen

* * *

Folge 1: Verführung zum Ungehorsam; Fürbitte der großen Frau;
Folge 2: Festtage; Predigt; Versammlungen;
Folge 3: Taufe und Beichte; Beim Sterben; Freuden des Himmels;
Folge 4: Versuchungen; Gute Meinung und Gebet; Das heilige Meßopfer;
Folge 5: Kraft des Kreuzzeichens; Im Namen Jesu;
Folge 6: Einigkeit; Der Hölle Qualen;
Folge 7: Mahnung Vater Wolfs und Bericht über die Begebenheit; Unterzeichnete;

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